3 Wochen bleiben uns

Unser Haus leert sich weiter und diese Woche stand mit unsere Nachbaren und den zukünftigen Hausbesitzer ein kleiner Apero an.
Wir freuen uns auf die Abreise aber unser Gefühl hat sich verändert.

Ein Gefühl wie vor der Hochzeit oder der Geburt unserer Kinder. Wir wissen, dass es das Richtige ist und trotzdem sind wir aufgeregt, unruhig und zeitweise voller Zweifel.

Das Wetter in der Schweiz hilft nicht gerade bei uns Zweifel aufkommen zu lassen und in vielen Gesprächen spüren wir eine kleine Spur Bewunderung für unsere Entscheidung.

Unser Haus hat sich weiter geleert und es ist immer wie weniger unser Nest, dass wir uns über die letzten 16 Jahren eingerichtet haben. Die Entscheidung was räumen wir in die Zügelkisten und was lassen wir noch stehen oder hängen, so dass wir uns noch ein wenig wohl fühlen, wird immer schwieriger. Manche materialisierte Erinnerungen opfern wir dem Umzug. Zum Glück sind die meisten sowieso aus Schweden und wir wissen, wo wir diese wieder bekommen. Wir denken die neuen Besitzer haben Freude passende Dekoartikel zum Haus übernehmen zu dürfen.

Seit der definitiven Überschreibung des Hauses hat sich auch unsere Gefühlswelt verändert. Sind wir aufgeregt? Haben wir Zweifel? Bereuen wir unsere Entscheidung? Irgendwie noch schwierig unsere Gefühlslage zu beschreiben. Der gegangene Weg und die gemachten Erfahrungen lassen uns keinen Moment zweifeln das Richtige zu tun. Alle Wegweiser zeigen für uns nach Schweden. Daher bereuen wir unsere Entscheidung in keiner Weise. Nervös oder aufgeregt ist irgendwie auch nicht richtig. Es ist wie vor unserer Hochzeit oder der Geburt unserer Kinder. Es kommt etwas, dass wir trotz unserer Lebenserfahrung noch nicht einschätzen können und wir uns für längere Zeit verpflichten. Also eine Mischung aus ganz vielen Gefühlen: aufgeregt & nervös & unsicher & Respekt & Freude & Lust auf Neues und Unbekanntes & und und und. Vielleicht gibt es dafür ja ein Wort, uns fehlt es.

Ja die Schweiz macht es uns nicht nur mit dem Wetter recht einfach, diesen Weg anzutreten. Bei den meisten Leuten mit denen wir sprechen, fehlt der Mut oder es ist wie bei uns die letzten 20 Jahre. Gerade nicht der richtige Zeitpunkt zu gehen. Aber die Zufriedenheit scheint bei vielen nicht mehr so hoch zu sein. Eine Feststellung die mir praktisch jeder bestätigt, der mit Kunden in seine Beruf zu tun hat. Eigentlich ein Weckruf für unsere Wirtschaft und Politiker sich zu überlegen, wie die Lebensqualität nicht nur über Wohlstand und Luxus verbessert werden könnte. Vielleicht möchten die Menschen wieder mehr Freiräume um selber zu entscheiden und Raum um durchzuatmen. Wir wissen es nicht, aber könnte sein.

Der Apéro mit unseren Nachbaren war wiederum ein Anlass den wir eigentlich nicht wollten. Nein nicht weil wir unsere Nachbaren nicht nett finden, sondern weil sich dies, wie ein endgültiger Abschied an fühlt.

Das wollen wir nicht!

Das muss es auch nicht sein.

Wir fahren künftig nur nicht mehr im gleiche Zug durchs Leben. Aber wir treffen Sie vielleicht an einem anderen Bahnhof wieder und dürfen eine weitere Etappe zusammen reisen. Wir würden uns auf jeden Fall freuen.