Seit wir im Fernseher das erste Mal Nordlichter gesehen haben, träumen wir davon diese einmal in echt zu sehen. Mehrere Ferienplanungen im hohen Norden haben wir aus verschiedensten Gründen verworfen. Nun war es völlig unverhofft soweit. Unser erstes Mal….
Ja unser Umbau ist noch gar nicht richtig gestartet und wir kämpfen uns durch die Schichten der vorgängigen Umbauten. Dabei verstehen wir den pragmatischen Ansatz der Schweden immer besser. Überraschungen bleiben nicht aus und wir erfinden unsere Methoden für die Demontage immer wieder neu. Erstaunlich was mit Mannes bzw. Fraueskraft geleistet werden kann. Aber ja wir spüren die ersten Wochen in den Knochen und sinken am Abend müde, aber sehr zufrieden ins Bett.
Hoffentlich geht der weitere Umbau so weiter und dann sind wir schon bald oder auch irgendwann einmal fertig. Aber vielleicht fangen wir ja am Schluss von Vorne an. Wer weiss….
Die ersten Woche ist vorüber und wir kommen langsam in unserer neuen Heimat an. Aber das Wetter und die Leute machen es uns auch nicht gerade schwer. Erstaunlich, wenn drei Stunden Autofahren wegfallen, wie lange die Tage auf einmal sind. So gibt es plötzlich Zeit zum Leben. Das hatten wir die letzten 10 Jahre eigentlich kaum mehr.
Auch der erste Besuch aus der Schweiz war bereits bei uns. Mein Patenkind Timo hat uns mit drei Freunden besucht und die Gegend während dem kurzen Aufenthalt erkunden. Kanufahren, Joggen, Baden und den Wald und das Wasser einfach ein wenig geniessen. Wir würden uns auf einen baldigen erneuten Besuch freuen.
Ja und der Umbau kommt langsam in Schwung. Wir haben uns eine provisorische Küche eingerichtet, die in 6 Wochen von der definitiven Küche an einem provisorischen Platz abgelöst wird. Die gelieferte Mulde füllt sich langsam aber stetig. Unglaublich wieviel Holz montiert werden kann.
Ja die Zeit geht schnell und meine erste Arbeitswoche ist auch schon vorbei. Dabei darf ich mit meiner schwedischen Firma für meinen bisherigen Arbeitgeber noch ein wenig weiter arbeiten. 10 Jahre habe ich mich nun gegen Homeoffice gewehrt und plötzlich finde ich das ganze gar nicht so schlecht. Was mir aber fehlt ist der persönliche Kontakt zu den Arbeitskollegen. Das können Videokonferenzen nur zum Teil ausgleichen. Und ein gepflegtes Gespräch beim Kaffee hat halt schon viele Probleme gelöst. Aber das erste Fazit ist durchaus positiv.
Die Gegend entlang dem Klarälven bietet eine grandiose Natur und lädt ein aktive Ferien hier zu verbringen. Wir haben die ersten Ausflüge gemacht und weitere werden folgen. Neben unserem Kaffee gibt es einige weitere sehr nette Möglichkeiten Eis, Backwaren und feinen Kaffee zu geniessen. Hier lässt es sich also auf jeden Fall gut gehen. Auch mein Patenkind Timo war bereits bei für einige Tage bei uns und hat die Gegend ein erstes Mal entdeckt. Baden, Kanufahren, Joggen standen dabei auf dem Programm. Wir hatten den Eindruck den dreien hat es bei uns trotz Baustelle sehr gut gefallen.
Der Nachmittag ist für den Umbau reserviert und wir tragen kiloweise Holz aus dem Gebäude, das dabei aber weder geräumiger noch luftiger wird. 80 Jahre Baugeschichte hinterlässt so manche Schicht auf den Wänden. Wir haben bis zu sechs Tapeten übereinander gefunden und auch die verschiedenen Bauzeiten lassen sich in unserem Gebäude gut verfolgen. Der ursprüngliche Teil ist noch in der traditionellen Timber Bauweise. Der spätere Anbau in einer stehenden Plankenbauweise und an gewissen Orten die aktuelle Ständerbauweise. Mega spannend was es da so zu entdecken gibt.
Kleine Schmauchspuren haben wir bereits an mehreren Orten gefunden. Aber scheinbar ist Holz auch nicht einfach leicht entflammbar. Aber langsam verstehen wir warum der Brandschutz das Gebäude so nicht mehr in Betrieb haben möchte. Aber da sind wir einer Meinung unsere Gäste sollen es sicher gemütlich und schön haben und das Feuer soll an den dafür vorgesehen Kamine bleiben.
Ja uns unsere Küche hat noch 6 Wochen Lieferfrist. Also mussten wir mit dem vorhandenen improvisieren. Aber das können wir ja gut und so haben wir uns am ersten Wochenende eine provisorische Küche eingerichtet. Aber wir haben bereits einige Kontakte und leben uns langsam ein. Mindestens wissen wir, dass wir nicht ferienhalber hier sind. Nein hier entsteht unsere Zukunft. Ein funktionierendes Hotel mit Restaurant und wir freuen uns darauf dieses an dieser Stelle betreiben zu dürfen. Diese traditionsreiche Haus wieder mit Leben zu füllen und einen Treffpunkt für die Region zu sein.
Bereits seit längerem planen wir unseren Umbau und wir benötigen dafür eine passende Wohnung. Ein Haus oder eine Wohnung zu mieten haben wir uns vorerst aus dem Kopf geschlagen und wir versuchen uns so einzurichten, dass wir den Bauablauf nicht zu fest stören. Aber auch in Schweden hat das bauen seine Tücken. Und nicht nur weil Sommerferien sind, sondern auch weil das Baumaterial nicht gleich verkauft wird wie in der Schweiz. Und in welcher Sprachschule werden die passenden Ausdrücke gelernt. In der Klubschule in der Schweiz auf jeden Fall nicht.
Ja wir haben mehrere Jahre Schwedisch gelernt und können uns einigermassen verständigen. Aber es gibt so viele Wörter, die können wir nur durch den Gebrauch erlernen. In welcher Sprachschule werden schon die Fachbegriffe für Holzbalken, Holzständer und all die verschiedenen Bodenarten vermittelt? Auf jeden Fall standen wir erst einmal recht ratlos vor dem Baumarkt und versuchten uns zu orientieren. Die verschiedenen Hallen waren gut beschriftet, aber wo sind jetzt die benötigten OSB-Platten und die Holzständer. Also zuerst einmal in die Shop und einmal zusammengesucht was wir so an Kleinmaterial benötigen. Den netten Verkäufer gefragt wie wir zu den Hallen kommen und die benötigten Platte bezahlen können. Also wieder ab ins Auto und durch die verschiedenen Hallen gefahren. Eingeladen was wir brauchen und ein netter Herr hat alles aufgenommen. Bezahlen können wir an der Kasse, einfach die Autonummer angeben. Praktisch, einfach gut!
Um überhaupt richtig Umbauen zu können müssen wir die alte Gastroküche komplett entfernen und erneuern. Dafür benötigen wir aber eine kleine Küche, da wir unsere Ideen auch weiterhin austesten können.
Nichts wie auf zum Küchenbauer vor Ort.
Der nette Herr hat uns bestens beraten und unsere Wünsche dank seinen Fachkenntnissen schnell verstanden. Dummerweise standen gleich nach der Aufnahme die Sommerferien an und unser Zeitplan viel so komplett über den Haufen. Nun wird die Küche Mitte September geliefert. Also kreativ werden und mit den Mittel arbeiten die vorhanden sind.
Nachdem nun die Küche endlich verlegt ist haben wir uns gleich auch noch etwas besser eingerichtet. Mein Büroarbeitsplatz ist bereit und der Aufenthaltsraum vom Hotel wird unser provisorisches Wohnzimmer. Schauen wir einmal wie das wird. Auf jeden Fall haben wir unser Eingang etwas netter Beschriftet und die ersten Fahnen sind auch montiert. So langsam kommen wir an.
Ach so, gestern haben wir unseren ersten Ferienaufenthalt in der Schweiz organisiert. Schauen wir doch einmal wie das wird.
Ja nun heisst es die Zelt abbrechen und auf nach Schweden. Unsere neue Heimat ruft. Nun ist es keine Fahrt voller Freude auf einige entspannte Ferientage. Nein nun ist es eine Fahrt in einen neuen Lebensabschnitt. Wir sind gespannt, haben Respekt und sind doch in hoffnungsvoller Stimmung. Wir sind Überzeugt das dies der richtige Weg ist. An der Grenze zu Deutschland sitzt uns aber der Abschied im Nacken.
Der Abschied am Morgen fällt schwer. Aber um 10:15 starten wir den Motor und beginnen die Reise in unseren neuen Lebensabschnitt. Von Laupen über Neuenegg und die A1 an die Grenze in Basel. Vorläufig zum letzten Mal überqueren wir die Grenze der Schweiz als Einwohner. In der Schweiz abgemeldet und in Schweden noch nicht angekommen. Ein komisches Gefühl, der Abschied in den Knochen und noch nicht richtig verdaut und an der Grenze kümmert sich kein Mensch um uns. Wir sagen der Schweiz Adieu aber es kommt keine Antwort zurück. Haben wir auch nicht erwartet, wäre aber doch schön gewesen, ein Zöllner der uns gute Fahrt wünscht und sich freuen würde, sollte uns der Weg zurück in die Schweiz führen.
Die Fahrt durch Deutschland, wie immer mit viel Verkehr aber erstaunlich wenig Stau. Auch Deutschland ist zu einem Land der Langsamfahrer geworden. Erst gegen Abend überholen uns wenige Raser. Die Fahrt über die A5 und A7 verläuft ruhig, ja schon fast langweilig. Unsere Katze schläft fast die ganze Fahrt und nur wen wir halten, spüren wir die Anspannung über das Ungewohnte bei ihr. Da waren wir schon wieder viel zu Ängstlich. Je näher die Travemünde kommt desto mehr verändern sich unsere Gedanken. Der Abschied wird durch das kommend überlagert und die Spannung steigt, wie das alles werden wird. Viel zu früh treffen wir am Fährterminal ein und wir vertreiben uns die Zeit und füllen unseren Whatsapp Status, Facebook usw. Endlich können wir müde auf die Fähre fahren. Unsere Katze verhält sich vorbildlich und lässt sich problemlos durch die Fähre transportieren. Kaum auf der Kabine angekommen wird die Kabine ausgekundschaftet. Da hat jemand den ganzen Tag zu viel geschlafen. Die Kabine wird die ganze Nacht zur Katzenturnhalle.
Am Morgen erwachen wir kurz vor Trelleborg und versuchen ein Frühstück zu finden. Bei Kaffee und Gipfeli starten wir in den Morgen. Das Gipfeli hätten wir besser gelassen, keine Ahnung was das für eine Substanz war. Endlich können wir von der Fähre fahren. Unser Auto fährt auf schwedischen Boden. Kaum losgefahren hält uns ein schwedischer Zöllner auf. Freundlich lädt er mich zum Alkoholtest ein. Als er den Katzenkäfig sieht fragt er nach und überprüft die Papiere von unserem Umiro. Weder an uns noch an dem vollgepackten Auto ist er interessiert. Nach dem erfolgreichen Alkoholtest frägt er uns noch ein wenig über das Värdshuset Pilgrimen aus, da er die Autobeschriftung gesehen hat. Bei der Verabschiedung wünscht er uns einen guten Start in Schweden und viel Erfolg. Etwas überrascht fahren wir los…
Schweden begrüsst uns nicht nur mit einem freundlichen Zöllner, sondern auch mit aller schönstem Wetter. Leichte Bewölkung bei 24 Grad und mit angenehmer Wind. Wir geniessen die Fahrt über Malmö und Jönköping nach Ekshärad. Unsere Katze schnuppert bei den Pausen interessiert die schwedische Luft und lässt sich immer wie weniger vom Verkehrslärm ablenken. Wir geniessen die Aussicht und freuen uns nach fast 2-tägiger Reise auf unser eigenes Bett. Um 20:30 erreichen wir unser neues Zuhause. Bei den angenehmen Temperaturen, setzten wir uns auf dem Balkon und versuchen unsere Gedanken zu ordnen. Nach all der Aufregung schlummern wir in unserem neuen Zuhause langsam ein.
Emotionen sind was tolles und davon gab es bei unserem Abschied viele. Unser Haus übergeben – Tschüss lilla hyttnaes. Anschliessend haben wir uns über das Wochenende von vielen lieben Menschen verabschiedet. Aber auch der Schweiz haben wir leb wohl gesagt. Waren unsere Fahrten nach Schweden bisher immer voller Freude auf entspannte Ferientage. Tobten die Emotionen und Grenzübertritte bekamen eine spezielle Wichtigkeit zu.
Die letzten Tage in der Schweiz stehen an und wir haben uns von unserem Haus verabschiedet. Nein es war nicht ganz einfach, dieses nach 16 Jahren einfach so an neue Besitzer zu übergeben.
Nun sitzen wir heimatlos in unserem Übergangsquartier und die ganze Belastung und Stress der vergangenen Tage zeigt seine Spuren.
Trotzdem sind wir voller Tatendrang und freuen uns auf das kommende.
So es ist soweit und die letzte Woche steht an. Nicht ganz überraschen, aber schon komisch das letzte Wochenende in unserem Haus.
Ja das letzte Wochenende in unserem Haus ist nicht das gemütlichste und wir spüren die vielen Aufgaben der letzte Monaten definitiv in den Knochen und sind müde.
Ja was sollen wir sagen? So zwei Wochen vor dem Ziel herrscht Chaos und der Teufel steckt im Detail. Wie vermissen wir die Zeit ,wo wir noch Kundenbetreuer hatten, die sich um unsere Anliegen kümmerten. Aktuell sind wir gerade in Schweden und haben unser Auto abgeholt. Keine Ahnung warum wir auf dieser kurzen Reise so nervös waren, aber es gilt ernst. Dieses Mal haben wir den Weg von Stockholm aus nach Ekshärad ausprobiert.
Unser Haus leert sich weiter und diese Woche stand mit unsere Nachbaren und den zukünftigen Hausbesitzer ein kleiner Apero an. Wir freuen uns auf die Abreise aber unser Gefühl hat sich verändert.
Ein Gefühl wie vor der Hochzeit oder der Geburt unserer Kinder. Wir wissen, dass es das Richtige ist und trotzdem sind wir aufgeregt, unruhig und zeitweise voller Zweifel.
Das Wetter in der Schweiz hilft nicht gerade bei uns Zweifel aufkommen zu lassen und in vielen Gesprächen spüren wir eine kleine Spur Bewunderung für unsere Entscheidung.