Ein Besuch in der Schweiz

Nun hat mich mein Weg für drei Tage in die Schweiz geführt. Das zweite Mal nach unserer Auswanderung ging es mit dem Auto noch Oslo und mit der Helveticair nach Zürich. Anschliessend mit dem Mietwagen zu meine Eltern nach Laupen. Wie unterschiedlich doch 170 km Autofahren sein können. Diese Reise war zum ersten Mal auch gefühlt eine Auslandsreise und nicht mehr ein Heimkehren. Das fühlte sich irgendwie komisch an, nach dem ich in der Schweiz 52 Jahre gelebt habe, fremdele ich mit diesem Land. Bei der Rückreise testete ich den Linienflug Stockholm – Hagfors mit einer ca. 10 plätzigen Propellermaschiene. Cool wieder einmal den Piloten bei ihrem Handwerk zu zusehen und das Rattern der Propeller zu hören und spüren.

Von uns aus ist der nächste internationale Flughafen Oslo-Gardermoen. Die 180 km sind mit dem Auto in rund 2.5 Stunden ohne Stress zu schaffen. Die Strecke führt von uns aus über Torsby und Lekvatten an die norwegische Grenze. Dieses Mal genossen wir diese Fahrt durch den herbstlichen schwedischen Wald bei schönstem Wetter. Die Herbstfärbung ist gerade am intensivsten und in wenigen Tagen verlieren die Birken ihr jetzt goldgelbes Laub und bereiten sich auf den Winter vor. Der Verkehr wie immer sehr übersichtlich und es kreuzt uns kaum ein Auto. An der Norwegischen grenzen verändern sich die Strassenschilder und die Farbe der Mittellinie, ansonsten ist diese nicht spürbar und erst ab Kongsvinger nimmt der Verkehr für die letzten 50 km um einiges zu und die Waldgebiete werden durch grosse landwirtschaftliche Anbauflächen abgelöst. Je näher wir dem Flughafen kommen, desto dichter wird die Bebauung, aber da der Flughafen rund 50km ausserhalb von Oslo liegt immer noch recht ländlich. Am Flughafen direkt beim Abflugterminal ausgestiegen und nach rund 300m am Gate angelangt. Der Flug nach Zürich verlief ereignislos und war gefüllt mit Schweizer die, die Herbstferien in Norwegen verbracht haben.

Vom Gate zum Mietwagenterminal sind es mit allen Schleifen über einen Kilometer Fussweg und wie immer finde ich den Flughafen potthässlich, keine Ahnung warum, aber Zürich ist eigentlich der unsympathischsten Flughafen den ich kenne. Das war aber schon vor der Auswanderung so. Den Mietwagen gefasst und ab auf die A1 nach Laupen. Der Verkehr wie immer, dicht gedrängt und jeder der noch eine Chance hat fährt in die Lücke für den Sicherheitsabstand. An der Autobahnraststätte ein kurzer Stopp und ja was soll ich sagen, was waren das noch für Erlebnisse, als diese noch von Mövenpick geführt wurden. Ich dachte immer die Raststätten in Deutschland seien die schlimmsten, aber auf der im Keller versteckten Toilette war kaum etwas ganz oder sauber. Im Laden ein dichtes Gedränge und im Restaurant war es unglaublich laut. Die weitere Fahrt durch den Aargau, sorry, ich habe nichts gegen den Kanton, aber war nun wirklich kein Genuss. Häuser und Industriegebiete reihen sich aneinander und dichter Verkehr bei dem der Einzelne wenig Rücksichtnahme auf die anderen Verkehrsteilnehmer nimmt. Mein Stresslevel nimmt dabei langsam zu. Aber dank den vielen Baustellen sind die Strassen wirklich super in Schuss. Da sind in Schweden viel mehr Schäden und Schlaglöcher zu finden.

Ja so bin ich zurück in der Schweiz, das Land, in dem ich über 50 Jahre verbracht habe und es ist mir irgendwie ein wenig fremd geworden. Der Niesen an dessen Fusse ich fast 6 Jahre gearbeitet haben, erschreckt mich und ich stelle mir zum ersten Mal die Frage warum, die Alpen überhaupt noch stehen. Die steilen Flanken müssten doch eigentlich beim ersten stärkeren Regen weggespült werden. In Spiez stehen die Häuser eng beieinander und für den Verkehr ist kaum Platz. Der Wald an der Autobahn ist dicht wie eine Wand und bedrückt mich. Irgendwie fehlen Licht und Leichtigkeit. Bei der Rückfahrt über Luzern sehe ich die neuen Bebauungen in Gisikon und Frage mich ob hier die Slums in Südamerika als Vorbild dienten. Verschachtelte Terrassen, moderne Flachdächer und alles schön dicht an dicht in quadratischer Form. Aber natürlich ist alles TopModern und mit schönster Aussicht.

Auf der Rückreise wieder ein Flug voller Schweizer die ihre Herbstferien in Schweden verbringen möchten. Erstaunlich wie viele der Reisenden der jüngeren Generation angehören. In der Warteschlange am Flughafen habe ich mich ernsthaft gefragt, ob ich wohl der älteste bin. Die Wartezeit macht den Flughafen nicht wirklich schöner und es würde doch niemandem Schaden, wenn die Wartezeit durch etwas Charm und Wärme verkürzt würde. Aber der Flughafen Zürich hat sicher andere Qualitäten. Auch dieser Flug war nicht wirklich spannend, aber ich weiss nun, wo die welsche Studentin 2 Reihen vor mir in den letzten Jahren überall war. Sie hat auf jedenfall sehr ansprechende Ferienfotos gemacht.

In Stockholm, auch nicht mein Lieblingsflugplatz, habe ich mir beim Wechseln vom internationalen Termin 5 zum Terminal 3 die Füsse wundgelaufen. Die Sicherheitskontrollen für den Inlandsflug waren strenger als in Zürich und die Schlange fast gleichlang. Aber lustig wurde es beim Boarding. Zuerst wurde ein Passagier vermisst, dem bereits vor dem Flug mittgeteilt wurde, dass er nicht mitfliegen kann. Nach dem dieser gefunden und im Bus eingestiegen war, musste er wieder aussteigen, weil er ja keinen Platz im Flugzeug hatte. Das Personal überaus freundlich und die anderen Passagiere, mich inklusive, fanden das ganze doch sehr amüsant. So machte sich der Bus mit rund 20 Minuten Verspätung auf zu unserem Flugzeug, das wohl irgendwo zwischen Enteisung und Waschstrasse parkiert war. Der Co-Pilot begrüsste uns vor dem Flugzeug freundlich und nahm uns das Handgepäck ab um es in der Ladelucke zu verstauen. Die Maschiene hatte rund 10 Plätze und alle Plätze hatten beste Sicht auf das Cockpit. Nach dem alle eingestiegen sind. Verschloss der Copilot die Lucke und ging halb krichend durch das Flugzeug auf seinen Sitz. In den vorderen Sitzen flüsterte eine Passagierin zu ihrem Arbeitskollegen „Das nächste Mal nehmen wir aber den Zug“. Der Flug war aber auch ein Erlebnis. Die Piloten und die Instrument im Cockpit immer im Blick und die Luftlöcher wurden durch die bequemen Sitze gut abgefedert. Leider waren die Polarlichter erst drei Stunden später zu sehen. Die Landung in Hagfors verlief problemlos und die Maschine wurde von den Mitarbeitern in Empfang genommen. Der Co-Pilot liess uns aus dem Flugzeug und verteilte auf den Rollfeld die Gepächstücke. Übrigens ist der Flughafen Hagfors schon fast als lieblich zu bezeichnen. Das Gebäude mit kleinem Tower und das kleine Kaffee hat eben Charm und Wärme.

So bin ich nun zurück in Ekshärad und auf dem Weg in den Einkaufsladen musste ich schmunzeln und freute mich wieder Zuhause zu sein.