Haben wir unseren Schatz schon gefunden?

Die Zeit vergeht und schon sind wir drei Monate in Schweden. Unglaublich viel ist passiert und wir haben viel mehr erreicht als wir uns erträumt haben. Viele Freunde und Familie war bei uns zu besuch und die tatkräftige Hilfe hat uns in unserem Baufortschritt weit gebracht. Inzwischen nehmen uns die einheimischen Handwerk sehr ernst und das erste Lachen ist grossem Erstaunen gewichen. Das war schon bei unserem Hausbau so. Letztlich sind Hartnäckigkeit und Fleiss die Eigenschaften die einem ans Ziel bringen. Noch haben wir keinen Goldschatz gefunden. Aber vielleicht hat der einheimischen Gastronom recht. “ Der wahre Schatz ist euer Gebäude“.

Ja nun sind sind die ersten drei Monate vergangen und wir sind überwältigt von dem Erlebten. Ich glaube es gab noch keine Zeitspanne in der wir so intensiv gelebt haben. Natürlich träumen wir davon in den alten Zwischendecken und Wänden einen Goldschatz zu finden, wäre doch perfekt. Ein Hauskauf der sich selber refinanziert. Wir dürfen ja nicht undankbar sein, schliesslich, haben wir knapp 100 Kronen in alten Scheinen gefunden. Aber träumen dürfen wir doch und es muss ja nicht nur von der Arbeit, die jeden Tag an die Türe klopft, sein. Aber es geht bei unserem Schatz ja nicht nur den Sachwert, sondern auch um die Emotionen, um die Geschichte die uns das Gebäude erzählt. Da wird es richtig spannend und wir sind überzeugt diese Geschichten bewahren zu können und für unsere Gäste erlebbar zu machen. Lasst euch überraschen.

Wir haben vieles gefunden und nicht nur mehr Arbeit, mit all den doppelten und dreifachen Wänden und Decken. Nein viele Erinnerungen aus der Zeit von 1910 bis 1990. Dabei finden sich Zeitungen, Schulbücher, alte Geschäftsakten und vieles mehr. Wir werden dies auf jeden Fall in Ehren halten und diesen Erinnerungen einen gebührenden Platz finden. Leider hat unsere Vorgängerin vieles entsorgt oder an den Hausflohmärkten verkauft. So sind viele Erinnerungen verschwunden, aber wir sind sicher, die Eine oder Andere findet den Weg ins Pilgrimen zurück.

Aber wir glauben ja das der wahre Schatz in der Geschichte und der Bedeutung für die Region vom Värdshuset Pilgrimen liegt. Wir hatten beim unterzeichnen des Kaufvertrages keine Ahnung von diesem Geist der in diesem Haus spürbar ist. Der in jeder Ecke seine Geschichten erzählen möchte. Der lacht, der weint und das eine oder andere Liebespaar zusammengebracht oder auch getrennt hat. Es findet sich in der Gemeinde kaum jemand der nicht hier war und ein Fest feierte. Kaum jemand der nicht seit mehreren Jahren bedauert, das dem Charm von diesem Gebäude langsam die Patina abfällt. Wir spüren die Hoffnung das in der Geschichte des Värdshuset Pilgrimen ein neues Kapitel aufgeschlagen wird. Wir spüren die Erwartungen, die auf uns zukommen und wir spüren die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung, dieses Projekt zum Erfolg zu bringen. Der Eigentümer vom naheliegenden Cafe hat dies spontanen in der Aussage „Der wahre Schatz ist das Gebäude“ zusammengefasst.

Aber wir haben Respekt vor dieser Aufgabe.

Unser Haustomte hat sich auch an uns gewöhnt und nach dem er allerlei Schabernack getrieben hat, suchen wir unsere Sachen nur noch gelegentlich. Wir glauben, er freut sich auf ein frisch renoviertes Zuhause. Wir sind da zuversichtlich. Das mit dem Reisbrei und Mandel müssen wir noch regeln, aber da finden wir auch eine Lösung. Und einen Platz für seine Wohnung finden wir auf jeden Fall auch. Noch ist uns nicht ganz klar was er mit unserer Katze treib, aber die Stecken auf jeden Fall unter einer Decke.

Wir hatten bereits viel Besuch der Familie und auch befreundete Helfer aus der Schweiz und dabei ist uns einiges Aufgefallen. Die Umgebung wirkt auf den ersten Blick mit „viele Bäume und Wasser“ aber wer sich darauf einlässt und die Stille zulässt, erlebt in Värmland unglaublich viele spannende Geschichten. Findet eine Ruhe die unter die Haut gehen kann und Raum die eigenen Probleme freizulassen und Lösungen zu finden.

Wer blockiert, wird enttäuscht nach Hause fahren und Schweden auf seiner Reisezielkarte streichen.

Wir erleben diesen Freiraum seit 3 Monaten jeden Tag neu und gehen, trotz schmerzenden Muskeln, mit einem Lächeln an die Arbeit.