Von Engel und Dämonen

Es ist verrückt wir schwanken zwischen Müdigkeit, Mutlosigkeit, grenzenlosem Optimismus und Euphorie hin und her. Über den Sommer hat sich unser Haus gewehrt und Tribut gefordert. An unseren Plänen und Ideen gekratzt und Alles in Frage gestellt. Gleichzeitig klopften bei uns Menschen an die Tür, die uns zeigten, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Menschen die Lösungen mit sich bringen und voll und ganz hinter uns stehen. Einfach unglaublich.

Wir sind an einem Punkt angelangt, den es wohl bei jeden grösseren Projekt gibt. Die gut gemeinten Pläne sind hinfällig, Ressourcen müssen organisiert werden und trotzdem wissen wir: „Wir sind auf dem richtigen Weg“.

Bereits seit einiger Zeit wehrt sich das Gebäude und zeigt in seinem ältesten Teil die Zähne. Das ursprüngliche Haus stammt nicht aus den frühen 40er Jahren, sondern wurde bereits vor 1920 gebaut. Dies führt zu einer spannenden bauhistorischen Geschichte, was wir sehr schätzen. Aber auch zu verschiedenen Schwierigkeiten die so nicht geplant waren.

Das Fundament musste in einem Teil der Küche ergänzt und verstärkt werden. Die Balkenlage in der Zwischendecke und auch in der Decke zum Estrich sind marode und müssen ersetzt werden. So mussten wir plötzlich einen ganzen Gebäudeteil rausreissen und für die Handwerker vorbereiten. Also haben wir den Start der Handwerker nach den Sommerferien in den Herbst verschoben. Bei diesen Abrissarbeiten forderte das Gebäude uns weiter heraus. Durch einen Unfall (Blutspuren auf der Baustelle) wurde plötzlich das ganze Projekt in Frage gestellt und unsere eigene Umbaukraft um 50% reduziert. Auch wenn die Genesung meiner Hand langsam fortschreitet, wird es noch einige Wochen oder Monaten gehen, bis ich meinen Frust drüber gegen den Werkzeuggürtel tauschen kann.

Nun sieht unsere Rechnung wie folgt aus:

Mehraufwand + weniger Eigenleistungen = Mehrkosten

Also mussten wir uns nach zusätzlichem Kapital umschauen. Die Banken die uns bisher nicht sehr positiv aufgefallen sind, machten unserem Urteil alle Ehre und winkten fürs Erste ab. Die staatliche Firmenförderung kann nur Firmen finanzieren und könnte allenfalls für einen kleineren Teil einspringen, und unser Laserdrucker ist leider noch nicht in Betrieb.

Viele wichtige Fragen die es zu lösen gilt.

Ja es gibt sie, die Hoffnung, die Sehnsucht und der Wille dieses Projekt zu Ende zu führen. Wir sind bereit und machen uns auf die Suche nach Lösungen.

Nun wissen es wir auf jeden Fall, die Engel die unerwartet aber im richtigen Moment auftauchen gibt es wirklich. Verschiedene Besucher aus der Schweiz tauchen auf und helfen unkompliziert bei Rausriss. Eine WhatsApp Nachricht verspricht uns plötzlich noch mehr Hilfe beim Umbau und eine liebe Freundin reist ebenso spontan für drei Wochen an. Auch die Finanzierung regelte sich innerhalb unserer Familie schon fast von Geisterhand. Wir können es kaum fassen und sind unglaublich dankbar.

Auch wen wir manchmal denken, dass wir hier in Schweden ganz auf uns gestellt sind, erfahren wir eine grosse Hilfsbereitschaft hier vor Ort. Leute fragen nach, bieten Hilfe an und suchen Lösungen um das Värdshuset Pilgrimen auferstehen zu lassen. Wir lassen uns von diesen positiven Erlebnisse tragen und können es kaum abwarten endlich starten zu können.

Aber noch ist es nicht soweit, aber es ist mehr als die Hälfte geschafft. Und ich habe in den Skilagern in meiner Jugend gelernt: „Immer der Mittwoch, die Mitte des Lagers, war der gefährlichste Tag“.

Also es geht Aufwärts!