Wunder geschehen, wir Habens gesehen

Behördengänge und andere Ärgernisse wäre auch ein passender Titel. Aber es ist einfach unglaublich wir haben es geschafft. Nach dem wir ungefähr 7 Monate brauchten um uns persönlich zu organisieren. Konnten wir nun auch die Firmengründung abschliessen. Ja richtig wir haben jetzt offiziell eine registrierte Aktiengesellschaft in Schweden und nicht nur einfach so, sondern so ganz richtig, mit steuerlich korrekter Anmeldung und Mehrwertsteuernummer. Unglaubliches nach 11 Monaten in Schweden. Aber das beste auch die Schweizer Steuerbehörde konnte unseren komplizierten und fast nicht lösbaren Fall abschliessen und unser Restguthaben auszahlen.

Woow, danke….

Ein Übel dass uns seit der Idee “ Auswandern“ begleitet. Behörden und Firmen bei denen der Kunde ein Bittsteller ist. Ich bin immer noch ganz verwundert über meine Nerven und der Geduld die wir immer wieder aufbrachten. Ich weiss gar nicht wo ich bei diesen Thema anfangen soll. Vom Pensionskassen die sich weigern und Probleme abschieben, über Krankenkassen die Kündigungen nicht akzeptieren bis zur Nötigung von Behörden, wir haben bis jetzt so viel erlebt. Dies ist ja nicht der erste Artikel zu diesem Thema, aber für alle die die gleichen Gedanken hegen, bereitet euch gut auf all die Formularkriege und Sesselreiter vor. Die schwedischen Behörden sind im Gegensatz zu vielen anderen Ländern sehr transparent und fast alles ist auf staatlicher Ebene organisiert. So wird das persönliche etwas kleiner, dafür die Wartezeiten etwas länger. In der föderalistische Schweiz ist für vieles die Gemeinde zuständig und je nach Gemeindepersonal und Vorgeschichte alles etwas einfacher oder schwieriger.

Es kann ja durchaus an mir und meiner Überperfektion beim Formularausfüllen liegen. Aber wir hatten 12 Monate vor der Auswanderung und 12 Monate nach der Auswanderung eingeplant. Das wir diese voll ausschöpfen und gerade bei Pensionskassen und anderen Vermögensstrukturen nicht ausreichen würden, mit dem haben wir nicht gerechnet.

Nun ist es geschafft unsere Firma ist aktiv und korrekt angemeldet und nun können wir uns im Juli zum ersten Mal einen Lohn auszahlen. Bisher lebten wir ausschliesslich von unseren Ersparnissen. Nun heisst es die steuerlichen Abläufe und Gepflogenheiten in Schweden kennen zu lernen.

Die Steuerbehörden in der Schweiz hatten ein Einsehen, wir vermuten der Schreibtisch musste vor den Sommerferien noch aufgeräumt werden, und wir haben die Steuerabrechnungen für das Jahr 2023 und 2024 inkl. der Grundstückgewinnsteuer erhalten. Auch unsere Sicherheitshinterlage wurde uns endlich ausbezahlt. Kleine Randbemerkung: Diese hätte die Gemeinde gar nie einfordern dürfen. Aber was sind den schon Fr. 50’000.00?

Aber die Abrechnung hat mich tatsächlich richtig genervt. Unser Sicherheitshinterlage von Fr. 50’000.00 wurde in den 12 Monaten mit rund Fr. 10.00 verzinst. Die Steuerforderungen wurden nicht etwa pünktlich abgebucht, sondern für die Fr. 18’000.00 verlangte die Behörde für 7 Monate einen Zins von rund Fr. 30.00. Ich wünsche euch viel Vergnügen mit diesen Fr 20.00 und hoffe ihr findet wenigsten eine gute Verwendung dafür. Es wäre doch eine gute Spende für die Krebsforschung.

Ja gibt es Tipps die wir anderen zukünftigen Auswanderer geben können?

  1. Behaltet immer die Nerven und versucht gar nicht etwas zu beschleunigen, Ihr braucht die Zeit für Anderes
  2. Lernt die Sprache von euerem Zielland. Je mehr ihr diese beherrscht, desto schneller wird eine Integration möglich.
  3. Versucht soviel wie möglich bereits im Vorfeld zu erledigen.
  4. Bleibt immer ruhig und freundlich, auch Beamte und Einheimische helfen netten Menschen lieber als den Anderen.
  5. Plant insbesondere eure Vermögen rechtzeitig (bis zu 5 Jahre vorher) und schichtet dieses wo nötig um. Soweit ihr nicht ausserhalb der EU auswandert, plant das Pensionskassengeld nicht in den ersten 12 Monaten ein und kärt ab, wie und unter welchen Bedingungen eine Auszahlung überhaupt möglich ist.
  6. Die steuerliche Situation in beiden Ländern ist nicht immer geklärt und bei grösseren Summen kann der Expertenrat hilfreich sein.
  7. Den Schweizern wird im Ausland nicht soviel Personenfreizügigkeit gewährt, wie anhin erwartet wird. Die Ämter haben den Spezialfall Schweiz nicht immer im Auge.
  8. Organisiert alle Formulare die benötigt werden könnten. Pass und ID mindestens 5 Jahre gültig, Betreibungsregisterauszug, Bestätigung über die bezahlten Steuern, Bestätigung über die Gültigkeit des Fahrausweises uvm.
  9. Klärt die Zollformalitäten gut ab. Die Zöllner können auch bei eigentlich zollfreien Waren sehr hartnäckig werden. Beachtet die Zollregelungen beim Fahren von Fahrzeugen mit ausländischen Nummern in beiden Ländern. Auch Tiere unterliegen vielen Vorgaben und wer die richtigen Papiere nicht bei sich hat, steht in Schweden vor der Wahl umzukehren oder das Tier einschläfern zu lassen.
  10. Wandert nicht aus, wenn ihr nicht wisst, wie ihr euch die ersten 12 über Wasser halten könnt. Auch beim Antritt einer Arbeitsstelle könnte es länger dauern bis der erste Lohn überwiesen werden kann.

Die Liste ist sicher nicht abschliessend und es lohnt sich die Zeit im Vorfeld zu investieren.